Es gibt sehr viele Schlösser an der Loire zu besichtigen, größere wie kleinere, darunter auch sehr private.
Besucht haben wir selbst Chaumont-Sur-Loire wegen seines alljährlichen interessanten kulturellen Programms und seines internationalen Gartenfestivals, sowie eines der größten und vielleicht bekanntesten Schlösser der Region Chambord.
Chaumont-Sur-Loire Chambord
Chaumont-Sur-Loire
Chaumont-Sur-Loire hat viel zu bieten. Neben den historischen Gebäuden des Schlosses mit den dazugehörenden Wirtschaftsgebäuden und Stallungen, die man alle besichtigen kann, ist das Schloss heute von einem wunderschönen großen historischen Park mit altem Baumbestand umgeben.
Das Schlossareal ist innen wie außen alljährlich der Austragungsort einer großen, internationalen, zeitgenössischen Kunstausstellung mit international bekannten KünsterInnen. Sie findet ungefähr von Ende März bis Anfang November statt. Imposante Installationen und Skulpturen kann man sowohl in den Wirtschaftsgebäuden und Stallungen, als auch im nahen Außengelände des Schlosses und dem großräumgen Park entdecken. Auch im Schlossinneren finden sich spannende symbiotische oder spannungsreiche künstlerische Gegenüberstellungen mit den historischen Objekten.
Ungefähr zeitgleich findet alljählich ein internationales Gartenfestival auf dem mehrere Hektar großen Parkgelände statt. Im Zeitraum von ca. Ende April bis Anfang November.
2019 stand das Festival unter dem Motto Jardins de Paradis, „Paradiesgärten“. 2020 widmet sich das Festival dem Thema „Garten der Gedanken“. Ca. 30 Themengärten werden von internationalen Landschaftsgärtnern und Architekten gestaltet, darunter solche aus Korea, Japan, Frankreich und vielen anderen Ländern mehr.
Für gehandicapte Personen, solche mit Gehbehinderung und einem Gefährt, gibt es einen dafür speziell ausgearbeiteten Übersichtsplan, der eine ideale Route durch die Themengärten des Festivals vorschlägt. Auf dem Plan ist z.B. kennzeichnet, welche Gärten man problemlos mit einem Rollstuhl o.ä. befahren kann, welche nicht oder nur eingeschränkt. Diesen Plan bekommt man von den sehr umsichtigen Parkaufsichten am Anfang des Gartenfestivals gereicht, wenn man z.B. mit dem Rollstuhl unterwegs ist.
Als Mensch mit stärkerer Gehbehinderung bietet es sich u. U. an, mit einem Rollstuhl oder ähnlichem unterwegs zu sein, da das Gelände sehr groß ist und es wirklich viel zu entdecken gibt.
Am Südeingang, dem Haupteingang, kann man sich gegen Ausweis einen Rollstuhl an der Kasse ausleihen, falls man keinen dabei hat. Sie halten dort mehrere Rollstühle vorrätig. Gegebenfalls macht es Sinn, sich einen vorzubestellen.
In unserem Fall bekam eine Person freien Eintritt. Fährt man direkt mit dem Rollstuhl auf das Gelände, bekommen beide, RollstuhlfahrerIn und Begleitung, freien Eintritt, was ich zumindest so beobachtet habe.
Auf dem Gelände verteilt, gibt es unterschiedlichste Restaurationen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse mit den, wie schon an anderer Stelle beschriebenen typischen Behindertentoiletten oder geräumigeren „Toiletten für alle“.
Wenn man Zeit hat, macht es auf jeden Fall Sinn, sich den ganzen Tag oder mehrere Stunden Zeit für den Ort zu nehmen, da er wirklich sehr schön ist. Und wäre man dann auch irgendwann der Kunst überdrüssig, gibt es wundervolle Sitzgelegenheiten im Park inmitten duftender Blumen oder Strandkörbe mit Blick auf die sanft fließende Loire.
Stadt Blois
Die Stadt Blois wählten wir als Übernachtungsstandort für die beabsichtigten Schlossbesuche. Blois ist eine Stadt, die selbst einiges zu bieten hat. Sie besitzt z.B. selbst ein Chauteau, eine umgebaute Festung, das Magiermuseum zu Ehren eines Sohnes der Stadt, des Magiers Robert Houdin und als LiebhaberIn moderner Kunst kann man z.B. das Fluxus-Museum, La Fondation du Doute besuchen. (über die Barrierefreiheit dort, kann ich allerdings nichts sagen).
Die Stadt verströmt einen ganz eigenen royalen Charme und ist ein idealer Standort, um von hier aus eine Reihe der Loire-Schlösser sternförmig anzusteuern.
La Fondation du Doute Blois Maison de la Magie Robert-Houdin
Chambord
Chambord zählt wohl zu den bekanntesten Schlössern in der Region und ist auch eines der größten. Es diente viele Jahre als Jagdschloss für die unterschiedlichsten Besitzer und Besitzerinnen. Auch der Sonnenkönig soll hier die ein oder andere Jagdsaison verbracht haben. Man zählt im Schloss an die 440 Räume, 70 Treppen und 365 Kamine. Diesen Publikumsmagneten wollten wir uns etwas genauer anschauen.

Als Möglichkeit, um die Schlösser auch ohne eigenen PKW erreichen zu können, gibt es einen von der Tourismuszentrale dafür speziell eingerichteten Busshuttle, der für wenig Geld ausgesuchte Schlösser auf einer Route am Morgen hin und am Abend wieder zurück abfährt. Nähere Informationen und einen Fahrplan gibt es in der Tourismuszentrale in Blois.
Diesen Shuttle haben wir benutzt, um Cambord zu besichtigen.
Interessant an dem Busshuttle ist, dass er einen sehr großen geschlossenen Anhänger mitführt, der ungefähr so groß wie der moderne Reisebus selbst ist. Dies ermöglicht z.B. die Mitnahme vieler Fahrräder. Wir haben auch eine Familie mit ausladendem Kinderanhänger gesehen, der problemlos mit den anderen Fahrzeugen der Familie untergebracht werden konnte. Unser Tandem hätte man vermutlich auch problemlos mitnehmen können. Ferner gibt es in der Mitte des Buses zwei Plätze für RollstuhlfahrerInnen.
Bei Ankunft in Cambord hielt der Bus nicht weit vom Chateau in der Nähe der Informations- und Ticketvorhalle. Dort war es auch möglich gegen Vorlage eines Personalausweises einen Rollstuhl für mich auszuleihen. Da ich schon im Rollstuhl saß, bekam sowohl meine Begleitung als auch ich freien Eintritt.
Um sich in den Räumlichkeiten besser orientieren zu können, kann man sich in der ersten Eingangshalle einen Histopad gegen Aufpreis ausleihen. Der Histopad ist die neuere Variante eines Audioguides. Ein Tablet, das zum einen den Grundriss der jeweiligen Etage anzeigt, als auch an welcher Stelle man sich im Moment gerade befindet. Ferner kann man sich die Räume, in denen man sich aufhält, in einer varialben Allroundansicht zum Ran- und Wegzoomen darstellen lassen, ebenso die einzelnen Ausstattungsstücke mit den jeweiligen Erläuterungen dazu näher heranzoomen. Für mobilitätseingeschränkte Personen ist dieses Pad insofern interessant, da man auf dem Tablet virtuell auch die Räume in den Etagen besuchen kann, in die man so nicht hinkommen würde. Natürlich ist das nur ein kleiner Ersatz für das wirkliche Besuchen, aber immerhin eine virtuelle Möglichkeit das ganze Schloss zu besichtigen.
Gerade gesehen, es gibt einen Beitrag auf arte zum Schloss Chambord (15.01.21) HIER (youtube video)