Nantes – Kulturelle Überraschung an der Loire-Mündung

Nach über 10 Jahren war es für mich mal wieder an der Zeit nach Frankreich zu fahren. Diesmal war ich nicht mit dem Einzelfahrrad unterwegs, wie noch vor 13 Jahren, sondern zusammen mit meinem Partner und unserem Tandem, dem geliebten Pino, an der Loire.

Im Juli war es in Frankreich 2019 sehr heiß. Täglich waren zwischen 30 und 40 Grad angekündigt. Deswegen war an längere Fahrradtouren für mich nicht zu denken. Um diese Situation auszugleichen, sind wir für einige Tage in eine größere Stadt ausgewichen mit der Aussicht auf potentiell klimatisierte Appartments und klimatisierte Museen und haben dabei die Jules Verne-Stadt Nantes entdeckt.

Eine tolle Stadt in der Nähe der Atlantikküste, für Kunst- und KulturlieberhaberInnen ein phantastischer und inspirierender Ort!

Ich möchte ein paar Stationen nennen, die wir dort besucht haben, die sich durch Behindertenfreundlichkeit oder Barrierefreiheit auszeichnen und die einen Besuch absolut wert sind!

(Bitte auch die jeweils unterlegten Links beachten!)

Chateau des Duces de Bretagne – Burg und Stadtmuseum, barrierefrei

Les machines auf der Île de Nantes – mechanisches, urbanes Kunstprojekt, weitestgehend barrierefrei

Musée D’Arts de Nantes – Kunstmuseum, barrierefrei

Jardin des Plantes – wundervoller Park zwischen Bahnhof und Innenstadt, barrierefrei

Le Voyage a Nantes – Kunsttour durch die Stadt, weitesgehend barrierefrei

Chateau des Duces de Bretagne

Das Chateau ist die zentrale Burganlage in der Stadt und war vormals Residenz betonischer Herzöge und später bretonischer Könige. Inzwischen sind die Gebäude modernisiert und umgebaut und beheimaten eine Ausstellungsfläche und das stadtgeschichtliche Museum von Nantes. Der Umbau wurde 2007 neu eröffnet und zeichnet sich in besonderer Weise durch seine barrierefreie Umgestaltung aus. Hierfür erhielt das Chateau eine Auszeichnung, ein Siegel für Tourisme & Handicap, und hat dabei die vier Behindertenbereiche Motorik, Sehen, Hören und Geistige Behinderung im Fokus. Es ist ein seltenes Beispiel für die maximale Zugänglichkeit eines Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert in Frankreich.

Das Chateau ist für RollstuhlfahrerInnen über Aufzüge und bestimmte Wegeführungen in allen Stockwerken zugänglich. Für Menschen mit Sehbehinderung gibt es einen speziellen Audioguide und eine taktile Route mit taktilen und auditiven Stationen in der Ausstellung.
Ferner wird eine spezielle museumseigene App angeboten.
Für Gehörlose steht ein Videoguide in französischer Gebärdensprache zur Verfügung. Dies als Beispiele. Weitere Informationen finden sich hier.

Der Eintritt ist für Behinderte und ihre Begleitung frei.
Rollstühle können im Foyer ausgeliehen werden.

Les machines auf der Île de Nantes

Dem Maskottchen dieser Seite, dem großen mechanischen Elefanten, Grand Éléphant, sind wir auf unserer ersten Entdeckertour durch die Stadt auf der Insel ÎIe de Nantes begegnet.

Der Elefant ist ein Projekt der Konstukteure der Werkstatt von Les Machines de I’île, die auf dem großen, ehemaligen Werftgelände phantastische, mechanische Objekte erschaffen.

Im Hintergrund des Bildes sieht man ein weiteres Projekt dieser Werkstatt das Meeresweltenkarusell, Carrousel des Mondes Marins. Es ist ein riesiges Karusell, das sich inhaltlich dem Thema Meereswelt verschrieben hat und aus drei übereinander gebauten Karusellen besteht, welche man besuchen und befahren kann.

Wir haben die Maschinengalerie, Galerie des Machines, besucht, die sich in der linken Werfthalle befindet. Sie fungiert als Laboratorium und Teststation für die mechanischen Objekte, die im Atelier der Compagnie La Machine gebaut werden. Die meisten Objekte in der Halle sind fantastische, mechanische Tiere.

Auf Anfrage an einem Informationstisch konnten wir einen Rollstuhl für mich ausleihen und damit die lange Warteschlange vor dem Eingang verkürzen. Der Rollstuhl war im Gegensatz zu den mechanischen Wunderobjekten in der Halle allerdings ziemlich desolat. Es fehlte z.B. eine Fußstütze gänzlich. An diesem Vormittag sah ich allerdings auch einen besseren und neueren Rollstuhl dort bei einer Besucherin mit Krücken. Vermutlich macht es hier schon Sinn einen Rollstuhl, falls benötigt, vorzubestellen.

Der Eintritt war für eine Person frei.

Die Objekte und ihre Funktionen werden von Station zu Station in der Halle vorgeführt. Ich selbst bin des Französischen nicht mächtig, deshalb weiß ich nicht ganz genau, was zu mir gesagt wurde, aber ich habe soviel verstanden, dass das begleitende Hallenpersonal sehr bemüht darin war, mich bei jeder relavanten Station darauf hinzuweisen, wo ich mich als Rollstuhlfahrerin am besten hinstellen könne, um bei den Vorführungen möglichst gut sehen zu können.

Den mechanischen Elefanten kann man übrigens auch als Rollstuhlfahrerin befahren. Es gibt einen speziellen Aufzug und Zugang dazu. Allerdings muss man einen Walk mit dem Elefanten oder die Benutzung des Karusells extra bezahlen und vermutlich auch buchen.

Die Toilettensituation ist ähnlich, wie schon beschrieben. Es gibt zwei größere „Toiletten für alle“ in einem Nebenraum der Maschinengalerie.
Außerhalb der Halle befindet sich eine komfortablere Toilette im Bereich eines nur wenige Meter der Halle vorgelagerten Souvenierladens und ebenfalls eine komfortablere Toilette, findet man, wenn man über den Platz zum Restaurant des Geländes gelangt.

Das nächste Großprojekt der Compagnie La Machine ist die imaginäre Welt des Arbre aux Hérons, der Reiherbaum. Erste Studien, wie das mechanische Faultier, sind in der Halle schon zu sehen.

Auf der gegenüberliegenden Halle kann man einen Blick in das Atelier der Compagnie werfen.

Musée D’Arts de Nantes

Das Museum ist absolut sehenswert. Spannende neue und alte Architektur, tolle Sammlung, Malerei und Skulptur, mit gelungener Hängung und gelungener Präsentation.
Wir waren übrigens zweimal da, weil es uns so gut gefallen hat und weil wir natürlich auch die kühlen Hallen genossen haben.
Der Eintritt ist übrigens für die behinderte Person und deren Begleitung kostenfrei.
Neben der ständigen Sammlung gibt es einen spannenden Sonderausstellungsbereich zeitgenössischer KünstlerInnen.

Jardin des Plantes

Der städtische botanische Garten ist in meinen Augen wunderbar schön und liegt ungefähr zwischen dem Bahnhof und dem Kunstmuseum. Er beherbergt wundervolle Bäume, exotische Pflanzen und ist angelegt mit Wasserstraßen und Teichen, dazwischen stehen alte erhabene Gewächshäuser aus dem 19. Jhd. und immer wieder entdeckt man zwischen Flora und Fauna fantastische, verspielte Objeke oder Kunstobjekte.

Le Voyage a Nantes

Le Voyage a Nantes ist eine 46 Stationenreise durch die gesamte Stadt und ihre unterschiedlichen Stadtregionen. Überall begegnet einem Kunst, meist groß, zeitgenössisch, mutig oder imposant, verspielt, surreal oder einfach nur schön und fantastisch. Eine Spur auf dem Boden weist einem den Weg.

Es macht Spaß sich in der Stadt bei Tag und Nacht zu bewegen. Wobei viele der bekannten Sehenswürdigkeiten hier noch gar nicht genannt wurden.

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