PARIS – barrierefreier als gedacht! – 1. Teil – Wege, Verkehrsmittel, Anfahrt

Paris ist absolut eine Reise wert, ich würde sagen jederzeit!

Jedoch Anlass zu dieser speziellen Parisreise war die Christo Verhüllung des Arc de Triomphe im September 2021.

An dieses Event schlossen sich in den folgenden Tagen Besichtigungen kultureller und Kunsteinrichtungen an. Bekannte und weniger bekannte. Sehr interessant. Ich konnte bei einer Tour von drp-kulturtours mitreisen und habe den spannenden Standort auf meine Weise betrachtet, hinsichtlich der Kunst und der Barrierefreiheit natürlich. Ich war mit dem TravelScoot unterwegs.

Da es viel zu erzählen gibt, habe ich mich dazu entschlossen, den Bericht in drei Teile zu unterteilen.

Im ersten Teil wird es um Wege, Verkehrsmittel und die Anfahrt gehen. Dann möchte ich im zweiten Teil etwas schreiben über Unterkünfte, Toiletten und die ein oder andere barrierefreie Gastronomie und im letzten Teil wird es um Kunst und Kultur gehen. Gerade hier werden auch ungewöhnliche Orte mit dabei sein – also seid gespannt!

Vor dieser Kurzreise nach Paris im September 2021 hatte ich zugebenermaßen großen Respekt. Zum einen, weil ich wusste, dass ich Hilfe auf der Reise brauchen würde, und ich hatte großen Respekt vor der Stadt selbst. Vor vielen Jahren, also mit Anfang 20 ca., war ich einige Male mit dem R4 dort gewesen. Keine Ahnung, wo wir damals Station gemacht haben. Wir nächtigten im Auto und ich hatte die Stadt als alt und ehrwürdig in Erinnerung und ging deshalb von ziemlich viel Kopfsteinplaster aus. Aber es war vor Ort doch ganz anders, wie ich dachte und komfortabler als erwartet.
Nur zum Vergleich: Wenn ich von meinem Zuhause in Hamburg-Altona mit dem TravelScoot zum Wochenmarkt hin und wieder zurückfahre, also ca. 4 km, fühle ich mich mehr durchgeschüttelt und geschwundener, als wenn ich einen ganzen Tag lang mit dem TravelScoot durch Paris gefahren bin und das will was heißen!

Wegebeläge.
Zum einen dürfte die empfundene Komfortabilität wohl an den Gehwegbelägen gelegen haben. Die Platten waren meistens gut verlegt, so dass man nirgendwo hängen geblieben ist und der Belag auf den Gehwegen war insgesamt sehr plan. Ich habe die Beläge nicht genauer unter die Lupe genommen, also auch keine Fotos davon gemacht, aber ich kann mich erinnern, dass das Terrain insgesamt sehr leicht zu befahren war und ich nicht den Wunsch hatte, auf den Fahrradweg oder Straße auszuweichen. Klassisches Kopfsteinplaster gab es nur ganz, ganz selten, wenn überhaupt. Ich habe mich in den ersten fünf Arrondissments bewegt, also sehr zentral. Ich gehe davon aus, dass es in den 15 anderen inneren Arrondissments ähnlich ist. Für die Gebiete darüber hinaus, möchte ich keine Garantie abgeben.

Tiefergelegte Übergänge.
Was mich außerordentlich begeistert hat, was man in Altona und an vielen Orten in Deutschland und andernorts vergeblich sucht, d.h. dort wo die Barrierefreiheit mittendrin gern mal unvermutet aufhört, sind wirklich tiefergelegte Übergänge von Straßenseite zu Straßenseite . Die garantiert immer irgendwo auf jedem Gehweg zu finden sind.  Man erkennt sie von Weitem gut daran, da sie mit einem weißen Orientierungsstreifen für blinde Menschen ausgestattet sind. Begeisternd ist, dass man diese Übergänge wirklich auf jedem Gehweg finden kann und sie sind wirklich tiefergelegt und nicht pseudo-tiefergelegt, wie ich man das sonst oft erlebt. Eine gute Verlässlichkeit. 

Ein Übergang exemplarisch, hier allerdings eine sehr einfache Stelle.

An Blinde.
Es gibt an allen Orten Orientierungselemete, also entsprechende Markierungen auf den Wegen außerhalb, in Bahnhöfen, Museen etc.. Allerdings habe ich nicht einen Übergang mit einem Hörsignal wahrgenommen.

Stadttrubel.
Generell sollte man Stadttrubel abkönnen, da an vielen Orten doch viele Verkehrsteilnehmer:innen unterwegs sind. Und ein Tipp, wenn möglich, sollte man die Rush Hour meiden. Meist sitzt man ja doch tiefer und bekommt dann mehr von den Abgasen ab. In der Rush Hour, die leider länger als eine Stunde dauert, drängen sich dann Karosserie an Karosserie und dazwischen befinden sind all die mutigen Verkehrteilnehmer:innen auf ihren Fahrrädern, Mopeds, Scootern u.s.w., die man vom Bus aus gut beobachten kann. Eine Busfahrt dauert dann entsprechend länger.

Der Bus.
Der Bus ist das Fortbewegungsmittel der Wahl für einen mobilitätseingeschränkten Menschen in Paris. Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut und die Taktung der Abfahrten liegt zwischen fünf Minuten und einer Viertelstunde, also ist sehr dicht. Die Einheimischen und viele Touristen nehmen gerne die Metro, was aber wegen der vielen Treppen und der ungewissen Aufzugssituation keine Option für die meisten Geheingeschränkten ist.

Busfahren war für mich und meine Begleitung sehr einfach, einfacher oft als in Deutschland. Und meistens waren die Busse nicht überfüllt, außer vielleicht bei Regen.
Wenn der Bus einfährt, gibt man dem Busfahrer, der Busfahrerin ein Zeichen, dass bitte die Rampe ausgefahren werden soll. Der Rollifahrer:in oder Scooterfahrer:in positioniert sich am mittigen Ein- bzw. Ausgang des Buses. Zunächst wird die Tür wieder geschlossen, also nicht irritiert sein, dann wird die automatische Rampe ausgefahren, auf der man komfortabel in den Bus hineinfahren kann. Im Businneren gibt es meist drei Stellplätze für größere Gefährte. Als Travelscoot-Fahrerin konnte ich in Paris übrigens auf dem Gefährt sitzen bleiben. In Deutschland geht das nicht. Allerdings musste ich mich gut festhalten und bekam eine zusätzliche Absicherung durch die begleitende Person. Um den gewünschten Wiederausstiegs anzuzeigen, drückt man im Bus auf den entsprechenden Knopf oder die Begleitung sagt dem/der Busfahrer/in rechtzeitig Bescheid.

Der deutsche Behindertenausweis gilt in Frankreich für Freifahrten meines Wissens nicht. Aber die einfache Fahrt in Paris ist sehr günstig, 1,90 Euro. Auch bietet es sich an, für den Parisaufenthalt ein Mehrtages-Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen.

Die Anfahrt.
Wir sind von Hamburg aus mit dem ICE nach Karlsruhe gefahren. Dort dann umgestiegen In den TGV nach Paris. Ankunft war auf dem Bahnhof Gare de l’Est, den man hindernisfrei wieder verlassen kann (also keine Drehkreuze, ebenerdig etc). Von dort aus sind wir mit dem Bus, der vor dem Bahnhof abfährt, weitergefahren zur Unterkunft.

Ich habe in Deutschland immer sehr gute Erfahrungen mit dem Mobilitäts-Service der Deutschen Bahn gemacht, so auch hier. Natürlich muss man seine Fahrt vorher anmelden. Bisher habe ich diese Hilfe allerdings nur bei Fernreisen benutzt. Die Hilfen an den Umsteigebahnhöfen in Deutschland wurden immer bestätigt und waren auch immer da. In Paris hatte ich bei der Rückreise keine Bestätigung bekommen. Ich sollte mich bei der EDU voranmelden, was ich allerdings nicht gemacht habe. Aber da ich eine Reservierung für den Zug hatte, waren die Zugbegleiter:innen sehr behilflich. Bei der Hinfahrt mit Umstieg in den TGV in Karlsruhe waren die Zugbegleiter:innen vorinformiert und mit ihren Hilfsmitteln da.

Im TGV sitzt man als behinderter Mensch mit Begleitung meist in Wagen 11. Das ist in der 1. Klasse, welche mit sehr komfortablen Sitzmöbeln ausgestattet ist. Es gibt dort 2-3 Rollstuhlplätze. Um in den Zug zu kommen wird vom Zugpersonal entweder eine Rampe ausgefahren oder ausgelegt. Um die zwei Stufen im Inneren des Eingangsbereichs vor dem Abteil zu überwinden, wird vom Zugpersonal ein Hublift betätigt, der das Reinfahren in das Abteil ermöglicht. Der weitere Weg ist, wie zu erwarten, etwas eng und ein bisschen Feinarbeit ist nötig. Aber dann sitzt man, sofern man aufstehen kann, gemütlich in dem gepolsterten Sessel der 1. Klasse und fiebert der großen Stadt entgegen.


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