Dänemark barrierefrei ? – Stationen auf Seeland

Eine kurze allgemeine Beobachtung meinerseits möchte ich an dieser Stelle vorweg schicken, es ist oft sehr schwierig was man vor Ort vorfindet. Manchmal möchte ich sagen, es ist sogar ein bisschen „pseudobarrierefrei“. Das bedeutet, dass es zwar vielerorts barrierefreie Ansätze gibt, die dann nur leider nicht barrierefrei zu Ende gedacht wurden. Schade!

Hin- und wieder finden sich auch brauchbare und gute Beispiele, wie ich sie z.B. in Roskilde gesehen habe.
Ich beziehe mich in diesem Bericht vorrangig auf Eindrücke, die ich auf Seeland gemacht habe. Die Insel auf der auch Kopenhagen liegt.
Wer Anderes zu berichten weiß, kann das auf dieser Seite immer gerne kommentieren!

Da es aufgrund von Corona im Moment schwieriger zu verreisen ist, war es für meinen Partner und mich von Hamburg aus sehr einfach und nicht weit nach Dänemark zu fahren. Auch haben wir dort noch kurzfristig eine günstige Unterkunft auf einem Bauerhof auf Seeland bekommen. Nur leider war diese nur teilweise barrierefrei. Würde man sich mehr Zeit nehmen können, kann man sicher eine bessere barrierefreiere Unterkunft oder ein entspechendes Ferienhaus finden.
Gute Tipps dafür können hier gerne hinterlegt werden.

Wir waren mit Stufentandem und Travelscoot unterwegs und dachten eigentlich, wir wären für alles gerüstet.

Stationen:
Am Strand – Lousiana – Arken-Museum – Künstlergarten – Roskilde – Kopenhagen – Odense (Fünen)

Am Strand.

Zu einem Dänemarkbesuch gehören zumindest ein oder mehrere Strandbesuche. Auch wenn man nicht baden gehen möchte oder gehen kann, so wünscht man sich doch immerhin einen optisch unverstellten Blick auf’s Meer zu haben. Leider ist dies nicht unbedingt gewährleistet, auch wenn die ausgewiesenen behindertengerechten Strandzugänge so benannt sind. Manchmal bedeutet dies lediglich, dass es dort eine Behindertentoilette gibt oder einen ebenerdigen Schotterweg, den man auch mit dem Rolli befahren kann. Aber leider kann man dort nicht unbedingt einen freien Blick auf’s Meer erhaschen. In vielen Fällen ist der Zugang zum Meer durch eine sandige Düne, die als gehbehinderter Mensch kaum zu überwinden ist, versperrt. Es gibt dann vorort leider keine Bretterbohlen, die man befahren könnte, um leicht ans Meer zu gelangen. Mancherorts gibt es löblicherweise nämlich in den Sandboden eingelassene Metallgitter, die, wenn sie nicht vom Sand zugeweht sind, das Befahren dieser Stellen gut ermöglichen. Dies ist praktisch für alle Fahrzeuge, auch für Kinderwägen natürlich.
Also wie man sieht, ein Strandbesuch, zusammen mit Freund:innen unternommen, ist nicht immer garantiert.

Das meinte ich, als ich von „pseudobarriefrei“schrieb. Das Vorhandensein einer Behindertentoilette allein, macht den Platz in meinen Augen noch nicht barrierefrei.

Ein positives Bsp.möchte ich nennen und zwar der Bjerge Sydstrand in der Nähe von…. auf Seeland. Der Weg ist leider zum Meer hin etwas ungepflegt, also von Sand etwas zugeweht, aber einigermaßen befahrbar, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt und es gibt vorort eine Behindertentoilette.

Eingelassenes Metallgitter auf dem Sandweg zum Strand

Lousiana

Das Lousiana ist ein Kunstpark, der etwa 35 km nördlich von Kopenhagen gelegen ist. Er besteht aus einem parkähnlichen Außengelände mit Skulpturen und ist umsäumt von mehreren, als Flügel gekennzeichneten, Ausstellungshäusern. Sammlungsschwerpunkt ist die Klassische Moderne bis in die 60iger Jahre hinein und Sonderausstellungen, auch zeitgenössischerer KünstlerInnen.

Beim Besuch der Lousiana mit einem Rollstuhl oder einem entsprechendem Gefährt ist es auf jeden Fall anzuraten, zunächst beim Informationstresen nach der empfohlenen rollstuhlregerechten Route zu fragen, da sie einen gut durch das Areal führt und an den entsprechenden Stellen mit kleinen Aufzügen aufwartet.

Aber man sollte nicht allzu stoßempfindlich sein. Man merkt, dass die barrierefreie Umgestaltung, in die teilweise historischen Gebäude, erst nachträglich eingebaut wurde. An manchen Stellen wünscht man sich deshalb einen weniger ruckeligen Übergang von einer Raumsituation in die nächste. Vor allem sind es die eher größeren Aufzüge, die unnötigerweise kleine Schwellen beim Rein- und Rausfahren darbieten. Auch die nachträglich eingebauten kleineren Aufzüge, die glücklicherweise die immer wieder vorkommenden Stufen in den Gebäuden überwinden helfen, werden meist von der gehbehinderten Person selbst betätigt. Allerdings ist man beim Anfahren und Ankommen derselben, wie ich finde, hin und wieder unnötig unsanften Stößen ausgesetzt.

Auch nachträglich angebaute Schwellen sind manchmal eher unpraktisch. Zum Außengelände hin, kann ich mich z.B. an eine nachträglich eingebaute Schwelle erinnern, die so steil ist, dass man sie wirklich kaum fahren kann.

An manchen Stellen fragt man sich schon, wer den Parcour als gehbehinderter Mensch mit Rollstuhl, Rolllator oder mit einem anderen Gefährt ausprobiert und so abgenommen hat. Manche Stellen finde ich sehr unglücklich gelöst. Auch hier wurde meines Erachtens nicht immer barrierefrei zu Ende gedacht.

Aber glücklicherweise gibt es die kleinen Aufzüge, die einen Rundgang von einem Haus zum nächsten Haus ermöglichen, auch wenn sie hin und wieder etwas abenteuerlich, z.B. offen, gestaltet sind.

Nach dem Ausstellungsbesuch wartet zumindest im Untergeschoß eine barrierefreie Toilette mit automatischer Öffnerfunktion auf die BesucherInnen.

Arken-Museum

Anders wie beim Lousiana liegt hier der Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst. Es gibt Sonderausstellungen und Schauen aus der eigenen Sammlung.

Derzeitige Sonderausstellungen sind z.B. „Animals in Art“ und „We are the Alaskan Tourists“ von Paola Pivi, die bis zum 10. Januar 2021 zu sehen sind.

Das Museum ist von den Räumlichkeiten insgesamt moderner und damit auch zugänglicher für gehbehinderte Menschen.

Im Untergeschoß , in der Nähe der Schließfächer, gibt es eine größere Toilettenanlage für Männer und Frauen, die jeweils eine Behindertentoilette mit automatischer Türöffnung integriert hat. Allerdings ist die Behindertentoilette bei den Frauen zumindest ganz im hinteren Bereich gelegen, so dass, wie ich finde, kaum Spiel- und Drehraum davor ist. Es geht schon, aber die Raumsituation könnte bei Weitem komfortabler sein.
Dann gibt es nicht weit vom Cafe, das sich in der ersten Etage befindet, einen Aufzug, den man wieder nach unten benutzen kann, um zur nächsten Toilettenanlage zu kommen. Hier gibt es zum Glück eine größere, breite Rampe, die die wenigen Stufen überwinden hilft. Sie ist jedoch so breit und so eng in der Nähe des Durchganges zu Toilettenanlage gelegen, dass man raumtechnisch kaum in die erste Toilettenkabine fahren kann, die zwar größer ist, aber nicht die üblichen Armstützen, wie die üblichen Behindertentoiletten besitzt. Also, wie schon an anderer Stelle festgestellt, ist auch hier die Situation nur zur Hälfte gut gelöst.
Dann gibt es im hinteren Bereich noch eine sehr schöne Behindertentoilette mit breiter Tür und unverstelltem Zugang, allerdings diemal ohne automatische Öffnerfunktion.

Ansonsten sind die Bereiche sehr gut rollstuhlgerecht zu errreichen An Stellen mit kleinerern Treppenabgängen gibt es, ähnlich wie im Lousiana schon gesehen, die schon bekannten kleineren Aufzüge. Diese können stufenweise selbst bedient werden und sind hier immer als geschlossene gestaltet.

Künstergarten

Roskilde

Kopenhagen

Odendse

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