EIN AUFRUF: Behinderte Menschen bitte beschwert Euch……und benutzt die Vorrichtungen, die für Euch geschaffen wurden!

EIN AUFRUF: Behinderte Menschen bitte beschwert Euch, wenn etwas für Euch nicht in Ordnung ist und benutzt rege die Vorrichtungen, die für Euch geschaffen wurden!!

Warum sag‘ ich das, weil ich gerade von einer Reise zurückkomme und ich es unterwegs teilweise sehr schwierig fand. Und dies meiner Meinung nach nicht so sein müsste, wenn die Gestalter:innen von Wegen und Einrichtungen informierter und sensibilisierter wären für die Belange behinderter Menschen!

Und für diese Sensibilisierung können nur Menschen mit Handicap selbst sorgen, weil die nichtbehinderten Menschen die Situation oft nicht verstehen. Es reicht meiner Meinung nach nicht nur auf standardisierte Regeln und Normen zu bauen, die mancherorts und auch in vielen Ländern sowieso nicht eingehalten werden und manchmal auch nicht verstanden werden.

Andererseits sind nichtbehinderte Mitmenschen zwar oft guten willens, aber sie merken manchmal nicht, welche unnötigen Hürden sie hier und da einbauen, wo z.B. eine Rampe fehlt oder ein planer Untergrund nicht gegeben ist oder nicht genügend Platz zum Rangieren eingeplant ist. (Ich spreche jetzt für Gehbehinderte und Rollstuhl- oder Scooter- Fahrer:innen).

Und manchmal denke ich, ich bin doch nicht die erste und einzige, die hier gehandicapt vorbeikommt. Warum ist hier bisher nicht mehr zur Verbesserung passiert? Vor allem frage ich mich das an besonders hoch frequentierten, viel besuchten, Stellen und Orten.

Und dies möchte ich hier deutlich zum Ausdruck bringen, ich möchte nicht aufrufen zum Rummaulen und zum Hässlichsein, zum einfach Frustablassen, sondern es geht mir darum, freundlich, aber bestimmt, nichtbehinderten Mitmenschen für die Bedarfe und Bedürfnisse von behinderten Menschen zu sensibilisieren. Sie darüber zu informieren und auch Verbesserungen einzufordern! Und dies muss meiner Meinung nach kontinuierlich und stetig passieren, am besten von vielen Betroffenen immer wieder. Ich denke, die Kontinuierlichkeit und das Dranbleiben zählt. Also, jeder verbaler Hinweis, jede E-Mail zählt! Und wenn man freundlich kommuniziert, schallt es meist auch freundlich und verständig zurück. So ist meine Erfahrung.

Ein vielleicht positives Beispiel ist die vegane Bewegung. Ich war gerade auf der documenta und an einem Essensstand gab es nicht nur eine herkömmliche „normale“ Bratwurst, sondern interessanterweise auch eine „vegane“ Alternative, also eine „vegane“ Bratwurst. Der schnelle und gesellschaftliche Siegeszug von veganen Produkten und Lebensmitteln ist jedenfalls sehr bemerkenswert. Zum einen ist es sicher „schick“veganes Essen anzubieten, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass viele Menschen einfach oft nach veganem Essen gefragt haben. Dem Bedarf wurde durch gesteigerter Nachfrage entsprochen.

Nebenbei auch Barrierefreiheit gehört immer mehr zum guten Ton, nur die Umsetzung ist manchmal leider mangelhaft. Sie ist oft bruchstückhaft und oft auch unbedacht. Es reicht nämlich nicht einen Behindertenparkplatz oder eine Behindertentoilette zu haben, denn auch der Weg dorthin muss gut zu befahren oder zu erreichen sein u.s.w..

Warum werden bei neuer barrierefreier Gestaltung, bei Umbauten oder bei der Überprüfung des alten Bestandes behinderte Menschen nicht dazu befragt, wie sie damit zurechtkommen?
Warum wird nicht mit Ihnen zusammen gestaltet, sondern für sie? Es ist einfach nicht einzusehen, warum betroffene Menschen nicht dazu befragt werden, wenn es um ihre Belange geht.

Ich möchte nicht missverstanden werden. Jedenfalls möchte ich an dieser Stelle auch nicht Menschen, die sich um barrierefreie Belange kümmern, mit meinen Worten frustrieren, weil sie denken könnten, sie machen eh‘ alles falsch.
Nein, nur manchmal geht es um kleine Veränderungen, die schon viel bewirken können und leicht zu bewerkstelligen sind und es geht um die Rücksprache mit behinderten Menschen. Sie sind hier die Experten! Klar, manchmal muss man auch mehr Geld in die Hand nehmen, weil die geforderten Veränderungen grösser sind. Das Ziel sollte sein, möglichst vielen Menschen eine unbeschwerte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

Ich möchte noch einen anderen Punkt ansprechen,der sich an Behinderte richtet. Oft wird für behinderte Menschen auch etwas getan, spezielle Lifte eingebaut u.s.w.. Ich möchte anregen, diese Vorrichtungen auch wirklich zu benutzen, denn sie sind für uns, behinderte Menschen gemacht worden. Man kann probieren, ob sie auch wirklich gut funktionieren und durch sie auch die Präsenz von gehandicapten Menschen im Alltag zur Normalität werden lassen. Nebenbei ist es auch ein Zugeständnis an die Leute, die sich wirklich Gedanken gemacht haben, und es wird durchaus registriert, wie oft diese Vorrichtungen benutzt werden. Also lasst uns Präsenz zeigen und Selbstbewusstsein zeigen!

Der letzte Punkt, wie ich schon beim Schreiben merke, ist ein zweischneidiges Schwert. Manchmal wünscht man sich eher eine gute Rampe und einen planen Untergrund, als ein ausgepufftes und teures Liftsystem. Ich war mal in einem Künstlerhaus auf dem Land in Dänemark. Dort gab es einen Behindertenparkplatz, ja, einen teuren Lift, der ein paar Stufen überwandt, die im übrigen zu einer Behindertentoilette führte, die man, wie ich später sah, auch gut über eine Rampe hätte erreichen können. Auf jeden Fall der sicher teuer angeschaffte Lift wurde mir sehr stolz vorgeführt. Aber zum Künstlerhaus, dem Hauptobjekt, selber gab es leider nur ein unsägliches Kopfsteinplaster zu überwinden. Da hätte ich mir sehr einen planeren Untergrund gewünscht. Zumindest eine Spur. Das Kopfsteinpflaster war kaum, in meinem Fall mit kleinem Scooter nur beherzt, zu überwinden. Auch im Haus selbst war es nicht leicht voranzukommen, da die Türschwellen von Zimmer zu Zimmer eher hoch waren. Historisch eben. Trotzdem gibt es sicher kreative Kompromisse und eine Beratung mit Betroffenen wäre auch hier sicher von Vorteil gewesen.

Habt Ihr Kommentare und Meinungen hierzu, schreibt gerne!

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